Teil 3: der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach
Stell dir vor du bist wandern. Zur maximalen Entschleunigung, hast du dein Handy daheim gelassen - aber das macht nichts, du hast ja einen guten Orientierungssinn. Du wanderst und wanderst und irgendwann beschleicht dich das ungute Gefühl, dass du dir nicht mehr ganz sicher bist, ob du wirklich noch auf der richtigen Route bist. Dann kommst du zu einer Gabelung und musst dich entscheiden: links, oder rechts? Was tun?
Es ist ziemlich klar, dass einfach herumstehen und schauen dich nicht weiterbringt. Selbst wenn du zuerst komplett in die falsche Richtung läufst und eine Ewigkeit brauchst, bis du es merkst, weisst du immer noch mehr, wie wenn du vor der Gabelung stehst und dir den Kopf zerbrichst. Macht Sinn, oder?
Paradoxerweise scheint aber „stehen bleiben und sich den Kopf zerbrechen“ DIE Go-To Strategie für alles zu sein, wo wir nicht weiter wissen, oder uns überfordert fühlen. Natürlich macht es oft Sinn sich Gedanken zu machen, bevor man etwas tut, aber Gedanken machen macht nur dann Sinn, wenn man eine ausreichende Grundmenge an Information besitzt, um eine Situation realitätsgetreu einschätzen zu können. Und üblicherweise fühlt man sich „stuck“, wenn genau diese Grundmenge an Information nicht vorhanden ist. Was wäre also eine bessere Strategie? Um auf das Wanderbeispiel zurück zu kommen: los starten und riskieren, dass man in die falsche Richtung läuft.
Failing forward
Als Erwachsener ist man es gewohnt, sich kompetent und „under control“ zu fühlen. Man hat etwas entwickelt, dass ich gerne ein „Expertenmindset“ nenne. Man weiss wie die lebensrelevanten Dinge funktionieren und versucht, möglichst keine Fehler zu machen. Das ist ganz angenehm, führt aber auch dazu, dass man automatisch Dinge vermeidet, die dieses Gefühl der Sicherheit in Frage stellen. Stellen wir uns einmal vor, wir hätten als Kinder auch so gedacht. Wir wären auf die Welt gekommen, hätten einmal probiert zu krabbeln, festgestellt, dass wir das nicht können, uns damit abgefunden und unser restliches Leben strampelnd auf dem Rücken verbracht. Wir hätten uns damit getröstet, dass wir halt einfach nicht so „der Krabbeltyp“ sind. So absurd das klingt, so absurd ist es eigentlich auch, als Erwachsener so zu denken. Der Grund für dieses Verhalten ist unser Ego. Unser Ego mag es nämlich nicht, sich zu blamieren, oder irgendeinen anderen Beweis dafür zu bekommen, dass es nicht perfekt ist.
Die Realität ist aber, dass wir sowieso alle Fehler machen und nicht perfekt sind und es eigentlich ziemlich anstrengend, sowie äusserst unpraktisch ist, diese Illusion immer aufrecht erhalten zu müssen. Viel mehr Spaß macht es, wenn man sich das offen eingesteht und sich ein „Beginnermindset“ zulegt. Ein Beginnermindset ist die Einstellung, dass man - egal wie gut man etwas kann und wie viel man über etwas weiß - immer noch ganz am Anfang steht, weil es immer noch unendlich viel zu lernen gibt. Das führt dazu, dass man nicht nur bereit ist, sich zu blamieren und Neues zu probieren, sondern auch offen für die Meinungen und Ratschläge anderer, sowie neue Ideen und Ansätze ist. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. Wenn man (neue) Dinge macht, wird man auch viel falsch machen. Aber genau das bringt einen weiter - unter der Voraussetzung, dass man auch aus seinen Fehlern lernt. Und das Gute ist, wie an alles andere gewöhnt man sich auch ans Fehler machen. „Dinge tun“ ist ein sich positiv verstärkender Spiralprozess: Probleme zu lösen und Herausforderungen zu meistern führt rein biologisch dazu, dass das Gehirn mehr Rezeptoren für Testosteron und Dopamin entwickelt - also genau die Hormone, die uns helfen proaktiver zu sein und mehr Antrieb zu haben, Dinge anzupacken und uns Selbstvertrauen geben. Das Falsche zu tun, ist also weit davon entfernt, reine Zeitverschwendung zu sein, sondern hilft uns, Erfahrungen zu sammeln, besser zu werden und sogar unseren Körper zu dopen. Wenn du also nicht weißt wo du starten sollst, dann starte einfach. Der Rest ergibt sich dann schon.
Die Luck Surface Area
Laut dem Buch „Good to Great“, schreiben die erfolgreichsten Menschen auf diesem Planeten einen Großteil ihrer Errungenschaften einer mysteriösen Macht zu - dem Glück. Das Glück ist etwas abstraktes, schwer greifbares und eine willkommene Ausrede für alle, die nicht ihre Ziele erreichen. Man kann das Glück nämlich nicht kontrollieren und ist folglich auch nicht schuld, wenn man keines hat. Aber ist das so richtig? Nicht ganz, wenn man Jason Roberts, einem Unternehmer aus dem Silicon Valley glauben schenkt. Er hat den Begriff der "Luck Surface Area“ geprägt. Er meint dazu folgendes:
"Wenn es eine Sache gibt, die ich in den letzten Jahren entdeckt habe, dann ist es die folgende. Das Ausmaß des positiven Zufalls, der in Ihrem Leben auftreten wird, also Ihre Luck Surface Area, ist direkt proportional zu dem Grad, mit dem Sie etwas tun, wofür Sie Leidenschaft besitzen, kombiniert mit der Gesamtzahl der Menschen, denen dies effektiv mitgeteilt wird. Es ist ein einfaches Konzept, aber ein äußerst mächtiges, da es impliziert, dass Sie die Menge an Glück, die Sie bekommen, direkt steuern können. Mit anderen Worten, Sie machen Ihr eigenes Glück.“
Das ist eine gute Nachricht für Alle, die Verantwortung übernehmen und die Dinge selber in die Hand nehmen wollen. Nachdem du offensichtlich noch immer diesen Beitrag liest, nehm ich an, dass du zu dieser Sorte gehörst. Hier also ein paar ganz konkrete Tips und Tools, wie du in was auch immer vorwärts kommst und deine Luck Surface Area maximierst:
- YouTube
YouTube ist eine Goldgrube, wenn es darum geht neue Skills zu lernen. Egal ob du einen Eichhörnchen Parcours in deinem Garten bauen, oder wissen willst, wie ein Raketentriebwerk funktioniert YouTube ist dein Freund. Auch Vorlesungen von den besten Unis der Welt findest du dort - und alles völlig gratis.
- Podcasts
Stell dir vor du könntest mit den interessantesten und erfolgreichsten Leuten der Welt an einem Tisch sitzen und ihnen stundenlang beim Reden über Gott und die Welt zuhören. Mit Podcasts kannst du das. Ich liebe Podcasts besonders für ihren lockeren Charakter. Jede Branche jedes Fachgebiet hat ihren eigenen Slang, eigene Fachbegriffe und Denkweisen und ich kennen keinen schnelleren Weg als Podcasts, dafür ein Gespür zu entwickeln
- Online Kurse
Plattformen wie Udemy, Coursera, Skillshare oder Udacity bieten gezielte, strukturierte Inhalte die dir helfen, jobrelevante Skills zu lernen. In der Regel sind diese Kurse auch sehr kostengünstig.
- Meetups
Nachdem du deine Luck Surface Area nicht nur durchs tun optimierst, sondern vor allem auch dadurch dass du dich mit Gleichgesinnten connectest, sind Meetups ein absolutes Muss. Egal was dich interessiert, auf Seiten wie meetup.com findest du Partners in Crime für alle deine Pläne.
- Festivals/Konferenzen/Events
Jede Branche hat ihre Events und Festivals, wo alles was Rang und Namen in diesem Bereich hat zusammen kommt. Auch solche Events sind eine tolle Möglichkeit sich zu vernetzen und einen klareren Blick zu bekommen, wo du dich wohlfühlst und wo deine Leidenschaft liegt.
Übrigens, was dich garantiert auch ins Tun bringt und dir hilft alle relevanten Hard- und Softskills beibringt die du brauchst, wenn du dein eigenes Ding machen willst, ist ein Traineeship bei naos. Also schau mal in unserer Job Section vorbei und lass von dir hören!
5 Artikel die du lesen solltest BEVOR du ins Berufsleben startest:
- Ratschläge an mein jüngeres ICH
- Ein Plan für alle die keinen Plan haben - Teil I
- Ein Plan für alle die keinen Plan haben - Teil II
- Ein Plan für alle die keinen Plan haben - Teil III
- Das "naos Framework vom Konsumenten zum Produzenten"