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Ein Plan für alle, die keinen Plan haben

Teil 2: Start with a why

In ihrem Buch “Extreme Ownership” erzählen die Ex Navy Seals Jocko Willink und Leif Babin von ihren Erlebnissen während des Irakkriegs. Ihre Mission war es, die irakische Armee dabei zu unterstützen, die von Djihadisten besetzte Stadt Ramadi unter ihre Kontrolle zu bringen. Es war ein chaotischer Kampf - die verwinkelten Gassen, der Sand, die sengende Hitze, Zivilisten, die trotz der brutalen Umstände immer noch in der Stadt lebten, all das erschwerte die Mission zusätzlich.

In einer Begebenheit schildern sie die Besetzung eines strategisch wichtigen Gebäudes. Eigentlich waren die irakischen Soldaten davon ausgegangen, dass sie nicht auf viel Widerstand stoßen würden, doch dann forderten sie die SEALs als Verstärkung an. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein Sniper Team der SEALs in Position, um zusätzliche Deckung zu geben. Auch die berichteten meldeten harten Beschuss und bestätigten, dass zusätzliche Unterstützung dringend nötig sein würde.

Der Kampf wurde immer härter - jeder Versuch in das Gebäude einzudringen und es zu sichern wurde mit extremem Widerstand verhindert. Noch einmal und noch einmal wurde Verstärkung angefordert, aber irgendwie schien auch das feindliche Feuer immer heftiger zu werden. Man war gerade dabei, einen Luftangriff auf das Gebäude vorzubereiten, als einer der SEALs Anweisung gab, das Feuer zu stoppen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er nahm seine Ausrüstung und ging langsam auf das Gebäude zu. Die anderen Soldaten hielten ihren Atem an - war dieser Typ wahnsinnig? Langsam öffnete er die Tür und verschwand dahinter. Alle warteten gespannt darauf, dass der heftige Beschuss wieder losging. Doch es passierte nicht. Es dauerte einige Momente, bis jedem dämmerte, was hier vor sich ging: wie sich herausstellte, hatte ein Teil des Teams die Position gewechselt. Sie hatten diesen Positionswechsel bekannt gegeben, doch in der Hitze des Gefechts war diese Information einfach untergegangen - und führte zum absoluten Worst Case der Kriegsführung: einem sogenannten Blue on Blue.

Als ich die Geschichte gelesen habe, konnte ich kaum glauben, dass sie wirklich so passiert ist. Wie kann so etwas einer perfekt ausgebildeten Spezialeinheit passieren, die mit dem besten Equipment auf diesem Planeten ausgestattet ist? Interessehalber hab ich dann etwas weiter zu diesem Thema recherchiert und zu meinem Erstaunen festgestellt, dass solche Situationen gar nicht so selten sind, ja sogar als unvermeidbar gelten. Der Grund dafür ist relativ einleuchtend: Es ist nahezu unmöglich in Stresssituationen gute Entscheidungen zu treffen, weil dann der sogenannte Kampf oder Flucht Mechanismus einsetzt und wir alles versuchen, einfach möglichst schnell lebendig aus einer Situation herauszukommen – wir machen dann einfach, ohne darüber nachzudenken.

Es gibt eine Unzahl an Faktoren, die Stress auslösen können. Unser Gehirn ist ein sehr effizientes Organ und es macht nicht gern Dinge, die ihm nicht sinnvoll erscheinen. Es kostet eine Menge Energie, es zu zwingen etwas „nicht sinnvolles" trotzdem zu tun – weil auch das Stress auslöst. Wir verfallen dann auch in diesen Kampf oder Fluchtmodus und verspüren das Bedürfnis uns abzulenken, aus dieser lästigen Sache so schnell wie möglich rauszukommen. Das führt zu bestenfalls mittelmäßigen Ergebnissen und jeder Menge Frustration. Vor allem in der Schule war ich einen Großteil der Zeit in diesem Zustand. Ich hab mich dagegen gewehrt, war der Meinung, dass mit mir etwas falsch ist. Doch das Blöde ist, dass diese Einstellung nur noch mehr Stress ausgelöst und mein Gehirn nur noch mehr davon überzeugt, dass ich mich tot stellen, oder abhauen muss. Ich hatte auch einen Blue on Blue und je mehr Energie ich reinsteckte, desto verzwickter wurde die Lage.

"Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer“ - Friedrich Nietzsche

Es hat relativ lange gedauert, bis ich verstanden habe, was hier passiert: Ich hatte für mich selber keinen einleuchtenden Grund, warum ich jeden Tag aufstehe und in die Schule gehe. Ich hatte das Gefühl gezwungen zu werden und hab mich dagegen gewehrt. Ich hatte das Gefühl, dass das was ich hier lernen muss, sowieso nicht relevant ist für mein Leben.

So ein „Warum“ kann alles mögliche sein: zum Beispiel einfach nur der einfache Fakt, dass etwas Spaß macht. Ich kann mich noch gut erinnern wie meine Schulkollegen und ich geschnauft und gestöhnt haben, wenn wir ein paar Stufen hinauf gehen mussten, aber stundenlang ohne Probleme Fußball gespielt oder gekämpft haben.

Unser Krokodil hat auch ein ziemlich einleuchtendes Warum: Überleben. Es weiß, dass es irgendwann Hunger bekommt und dieser Hunger treibt es an. Wir Menschen haben den Luxus, dass wir das Problem des direkten Überlebens mittlerweile weitgehend gelöst haben. Vor allem hier in Mitteleuropa wird niemand sterben, nur weil er nichts machen will. Das heisst aber auch, dass wir uns selbst ein Warum suchen müssen. Viele unserer Warums sind noch subtile Überbleibsel von diesem alten Überlebensdrang – z. B. das Bedürfnis dazuzugehören, oder von unserer Gruppe als etwas Besonderes gesehen zu werden. Früher konnten wir nicht ohne unseren Stamm bzw. unser Dorf überleben und deshalb war es zuerst wichtig nicht negativ aufzufallen, akzeptiert zu sein und dann langsam in der Hierarchie aufzusteigen. Nur so konnten wir sicherstellen, dass wir und unsere Nachkommen nicht dran glauben müssen. Wir spüren immer noch dieses Bedürfnis (Stichwort Money & Fame), aber nachdem unser direktes Überleben nicht mehr davon abhängt empfinden es auf Dauer die meisten Menschen als unbefriedigend, sich nur darauf zu konzentrieren.

Es liegt in der menschlichen Natur neugierig zu sein, sich für Dinge zu begeistern und überall Schönes und Interessantes zu entdecken, wenn man sich auf etwas fokussiert. Ich bin also mittlerweile davon überzeugt, dass man sich für fast alles begeistern kann und ein Warum findet, wenn man sich drauf einlässt. Aber was macht man, wenn man das Gefühl hat es sich nicht aussuchen zu können oder sogar gezwungen zu werden, so wie ich in der Schule?

Niemandem würde einfallen, sich über die Gravitation zu beschweren (ok das stimmt vielleicht nicht ganz, irgendwer hat ja auch das Flugzeug erfunden), aber was ich damit sagen will ist, dass wir gelernt haben die Schwerkraft als gegeben zu sehen, damit umzugehen, nach ihren Regeln zu spielen und nicht versucht haben sie weg zu diskutieren. Selbst Flugzeuge bewegen sich innerhalb der Gesetzmäßigkeiten der Gravitation, auch wenn sie sie scheinbar überwinden. Wir haben das getan, was auch das Krokodil die meiste Zeit tut: Nämlich sein Umfeld zu beobachten, herauszufinden wie dieses Umfeld so funktioniert. Was wann wo herumkreucht und fleucht, was essbar ist, wem man lieber aus dem Weg gehen sollte etc. Wenn man alles als Spiel sieht, die Gegebenheiten akzeptiert und sich auf Anpassung optimiert, also herausfindet was die Regeln des Spiels sind und wie man sie am besten „hacken“ - oder anders gesagt ausreizen und zu seinem eigenen Vorteil nutzen kann, dann wird man nie ein Problem haben ein Warum für sich zu finden.

Was ist dein Warum? Warum tust du, was du tust und was bringt es dir? Was treibt dich an? Was motiviert dich? Nimm dir einen Moment Zeit und versuche diese Frage für dich zu beantworten. Sei wie das Krokodil - lerne ein Beobachter zu sein, Zusammenhänge zu verstehen und strategisch zu denken!

Beim nächsten Mal dreht sich alles um das Wie. Wir werden uns ansehen, wie man Chancen erkennt, wie man es schafft zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und wie man sicherstellt, vorbereitet zu sein, wenn es an der Zeit ist aufs Ganze zu gehen. Stay tuned!

5 Artikel die du lesen solltest BEVOR du ins Berufsleben startest:

  1. Ratschläge an mein jüngeres ICH
  2. Ein Plan für alle die keinen Plan haben - Teil I
  3. Ein Plan für alle die keinen Plan haben - Teil II
  4. Ein Plan für alle die keinen Plan haben - Teil III
  5. Das "naos Framework vom Konsumenten zum Produzenten"